Hamburg. Das ist mehr als ein Hafen. Mehr als ein Standort für große Bauprojekte nach Berliner Vorbild. Das ist auch die Heimat einer der größten deutschen Tuningszenen – wenn nicht der größten deutschen Tuningszene. Große Treffen gibt es wöchentlich und die Leute sind wie eine große Familie. Aus der dortigen JDM Szene sprachen wir mit zwei Leuten, die seit 2016 mit ihrem ehemaligen Show&Shine Car in der Time Attack an den Start gehen.
Von Sex-Spec zu Race-Track
Bode Motorsport, das sind André und Merle (und ihr Swift). Dabei war der unschuldig dreinblickende Dreitürer eigentlich gar nicht als Rennwagen gedacht und ursprünglich das Auto von Andrés Schwester. Die teilt seine Motorsport-Leidenschaft nur bedingt. „Meine Schwester mag elegantes Tuning, mit tollen Ledersitzen und so. Beinahe unter Tränen hat sie ihn mir verkauft. Nachdem sie den Kleinen das erste Mal leergeräumt mit Einschweißzelle und so gesehen hat, darf ich das Thema ‚Swift‘ nicht mehr ansprechen… “
Immerhin hatte der Wagen in seiner ersten Karriere bereits mehrere Trophäen abgeräumt, war in der Swift-Szene ein beliebtes Fahrzeug. Doch 2016 sollte er ein gänzlich neues Betätigungsfeld finden: „Es gibt dieses Foto, wo man die ganzen Motorsport- Teile vor dem Swift sieht. Darauf sind wir im Fahrerlager oft angesprochen worden, obwohl uns eigentlich ja keiner kannte.“ erklärt André. „Der Einbau dieser Teile hat ein paar Tage gedauert. Dazu kam noch gut eine Woche für Arbeiten an den Sitzkonsolen – da mussten wir auch auf passende Teile warten. Und irgendwie sind wir vor dem Reisbrennen doch noch fertig geworden“.
Zwei mit Herz und Seele
André war als Besucher schon auf dem allerersten Reisbrennen in Geesthacht, später tunte er selbst Autos. Ähnlich erging es Merle, im beruflichen Alltag Krankenschwester. Sie ist seit 2011 in der JDM Szene, zog extra von Flensburg nach Hamburg und baut sich derzeit ein Civic EJ2 Coupe auf. „Wenn ich etwas nicht kann – und das kam am Anfang häufig vor – lasse ich es mir zeigen und probiere es dann selbst. Ich mag es nicht, wenn Leute denken, ich hätte es so Pseudo-Selbstgemacht. Ich schraube wirklich selbst. Nach gründlicher Vorarbeit ist das Coupe jetzt beim Lackierer.“.
Durch ihr technisches Know-How ist sie bei den Veranstaltungen nicht nur Andrés moralische Unterstützung, sondern auch seine Boxen-„Mannschaft“. Ob sie auch mal selber in der Time Attack starten möchte, wollen wir wissen. „Nein, da hätte ich auch Angst um meinen schönen Civic. Ich bin aber bei André in Hockenheim schon mitgefahren und fand es echt beeindruckend.“
Als Kind der Ära Schumacher ist André, wie fast jeder damals, ein großer Kart Fan. Er ist dem Hobby treu geblieben, erst vor Kurzem konnte er bei einem 4-Stunden Rennen in Dänemark mit seinen Kollegen die Amateurwertung gewinnen. Das erklärt wohl auch, warum er sich hinter dem Steuer des Swift bislang nicht so schlecht anstellt – und das Team Bode seit dem ersten Auftritt auch nicht mehr so belächelt wird.
JDM = Time Attack
André war immer klar, dass er lieber Rennen fahren wollte, als nur zuzuschauen. Ein Schlüsselerlebnis war dann das Reisbrennen 2015. André war in der Show&Shine Area als ein Kollege nach dessen Time Attack Lauf völlig erledigt zu ihm kam. „Er verlangte nur noch nach Wasser, war quasi tot – und überglücklich. Mir war sofort klar ‚Das musst Du auch machen!'“ erinnert sich André und begann seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Unterstützung fand André bei seinen Freunden vom Team CP Motorsport. „Praktisch sind wir ohnehin ein Team, für unseren Swift haben wir als ‚Untermannschaft‘ Bode Motorsport gegründet. Ältere Beiträge von unserem Swift findet ihr daher auf der CP Motorsport Facebook Page.“
Für André und Merle ist die Time Attack daher nicht nur bezahlbare Competition, sondern auch eine offene Community: „Die Fahrer halten zusammen, man hat neben der Strecke keinen Konkurrenzkampf, es gibt kaum Geheimnisse. Im Gegenteil, man hilft sich, man bekommt noch Tipps und ich tausche mich oft mit meinem Kumpel aus – obwohl wir 2017 gegeneinander antreten.“. Auch der Gedanke, das es für die Zuschauer „Motorsport zum Anfassen“ bleibt, gefällt ihnen. Der Sport1 Trackday war für beide eine tolle Gelegenheit, mit Fans ins Gespräch zu kommen.
In Assen kamen André und Merle dann sogar spontan zu Besuch und halfen einfach als Boxencrew aus. Ach das waren also unsere Boxen-Nachbarn …
Weitere Infos und News zum Swift-Build findet Ihr unter Bode Motorsport und alle Jungs und Mädels von CP Motorsport findet ihr hier.
Im Zweiten Teil unseres Berichts erfahrt Ihr, wie man auch ohne Sponsoren Startgelder eintreibt, wieso Teermatten doof sind und was das alles mit Taschenraketen zu tun hat.