
Dennis Köhler erreichte in seinem turbogeladenen MX 5 die Top16 Twin Battles. Picture: (c) 2015 Sebastian Holländer
Samstag, 22.08.2015. 19:00 Uhr. Maze arbeitet noch fleißig im Homeoffice als Sebastian fragt, ob er nicht spontan lust hätte, mit zum Nürburgring zu fahren. Keine Frage, ich wollte sowieso „gleich“ Feierabend machen und teile dem Chef mit, „später“ an dem wichtigen Update weiter zu arbeiten. Wie viel später konnte ja keiner Ahnen…
Um 3 Uhr erreichten wir unsere super Unterkunft bei R Garage in unmittelbarer Ringnähe. Geplant um 9, im Real-Life um 12, kamen wir nach einem gemeinschaftlichen Frühstück … wieder bei der Ring Garage an. Dort hat Sebastian noch ein Fotoshooting mit Boosted Boris für Stephan „Skully“ gemacht. Und dann ging es zum Ring.
Sport1 hatte zum Trackday geladen und alle stellten sich in die Proll-Ecke um von JP und Sydney ein Autogramm zu ergattern. Alle? Nein, ein paar ganz unerschrockene Motorsportfans mit Benzin im Blut fröhnten dem, naja, nicht ganz soooo gigantischen Driftspektakel.
Das lag nicht an den Fahrern, sondern an der recht „possierlichen“ Strecke, die der Veranstalter im Fahrerlager abgesteckt hatte. „Niedlich“ trifft es vielleicht am ehesten und das ganze erinnerte doch eher an IDS 2011…
Driften im Abseits ?
Der Driftsport hat es hierzulande ja nicht leicht. Der Veranstalter hatte eine zsätzliche “Burnout Area” aufgebaut, die Show Driftern vorbehalten war – nicht wenige Drift-Fans hätten sich hier eine gemeinsame große Area gewünscht.
Fahrer wie Veranstalter gaben jedenfalls alles, um das Beste daraus zu machen. Durch die enge, fast slalomhafte Streckenführung ging es immerhin knapp zu. Berührungen, Dreher und leichte Einschläge blieben nicht aus. Es blieb zum Glück bei Blech- und GFK Schäden.
Die meisten Autos bringen es mittlerweile auf Rund 400 PS und mehr (und einige auch viel mehr) – so gingen auf der Kurzstrecke bei manchen Fahrzeugen die Reifen innerhalb von ein paar Turns sprichwörtlich in Rauch auf. Sehr zur Freude der Zuschauer.
Diese waren doch recht zahlreich und auch aus den verschiedenen Stockwerken des Boxengebäudes lugten Kamera- und Zuschauermassen in Richtung Drift Areal.
Spektakuläre Fahrzeuge
Auch angesichts der vielen heftigen Fahrzeuge vor Ort fragt man sich, warum man den Drift-Sportlern nicht mehr Platz zur Verfügung stellt.
Es gab reichlich Vielfalt bei den Fabrikaten: Ford Sierra, Lexus IS, Toyota Soarer, BMW E30-E36-E46, Nissan Skyline, Nissan S13, Mazda MX 5 … You name it! Dabei war die Qualität der Fahrzeuge doch durchweg ziemlich hoch – ohne aufwendige Umbauten, Lackierung und wenigstens ein paar Stickern ging kein Fahrer an den Start.
Harte Zweikämpfe
Sicher auch aufgrund der Qualität der Fahrzeuge und der Vorbereitung waren die Wertungen teilweise sehr eng. Nach vielen Battles dauerte es gefühlte Ewigkeiten, bis Fans und Fahrer wussten, wer denn nun weiter kommt. Oft gab es ein Stechen, immer wieder gingen die Fahrer so ans Limit, dass kleine Fehler über Sieg oder Niederlage entschieden. Wer sich hier rausdrehte oder andere, gröbere Fehler zeigte, hatte praktisch keine Chance.
Die Mechaniker hatten zwischen den Battles alle Hände voll zu tun, die Räder zu wechseln und die Fahrzeuge und Bremsen kühl zu halten. Auch die Reifendrücke wurden immer wieder fein gebleedet. Denn auch wenn es eigentlich „um nichts“ ging – echte Rennfahrer versuchen halt immer zu gewinnen.
Fairer Sportsgeist und echte Emotionen
Positiv fällt immer wieder die Kollegialität der Drifter untereinander auf. Nach einer Havarie wurde Kevin Corsius von mehreren Konkurrenten geholfen, so dass er den Wettbewerb mit seinem BMW E36 fortsetzen konnte – in vielen anderen Motorsportklassen wohl undenkbar.
Auf dem Weg ins Grand Final kochten bei den Akteuren dann doch die Emotionen hoch. Nach einer leichten Berührung zwischen dem späteren Sieger Luke Fink und Rick van Goethem gerieten die Teams am Streckenrand aneinander, die Situation drohte zu Eskalieren. Ein wutentbrannter Luke Fink stürmte mit erhobenem Zeigefinger aus seinem Wagen, beruhigte sich dann doch wieder schnell.
Der Australier (!) ist zu Gast in Europa und besucht einige Veranstaltungen in der alten Welt. Seine Gegner waren zudem keine Unbekannten, sondern Größen wie Remmo Niezen und die Hountondjis.
Das er hier gleich mal gewonnen hat, zeigt, das Deutschland im Bereich Driftsport sicher noch eine ganze Menge lernen kann.
Back to Work
Wir genossen noch die Siegerehrung, tankten Fahrer und Fahrzeuge an der wohl bekanntesten Tankstelle am Ring und traten die Heimreise an. „Später“ wurde dann übrigens Montag…
Danke an Kassandra Mi, Stephan „Skully“ Kraus und Misha für das Tolle Wochenende bei der Ring-Garage
Und danke für den tollen Trackday an Sport1